15
er sich selber setzt. Em Buch lst ein Schatzkästlein, worin der
Weise und Edle seinen wahren Besitz, seine köstlichsten Güter,
seine edelsten Schatze, seinen Geist mit allen seinen Gedanken,
Gefühlen und Wünschen, also sich selber gleichsam niederlegt und
aufbewahrt. Ein Buch ist eine Post, welche zu uns führt die
Geister der Menschen, die belehren, veredeln und bilden oder
auch wol nur unterhalten und vergnügen wollen. „Die Kauf-
mannsschiffe bringen Kaffee und Thee, Baumwolle und Seide,
Gold, Silber, Eisen und viel Anderes, was wir für unsern
Leib gebrauchen, aber was unser Geist gebraucht zu seiner Er-
haltung, Stärkung und Belebung, das führen Bücher uns zu
von nahe und feme. Durch ein Buch spricht der Weise zu den
Weisen und zu denen, die es werden wollen, freilich zuweilen
auch ein unverständiger, wol gar gemeiner Mensch zu denen,
die am höheren und edleren Leben keinen Gefallen haben; durch
ein Buch spricht das erfahrene Alter zu der Jugend und selbst
zu Kindern, wenn sie lesen können. Das Buch spricht und
lehret mitsprechen. Das Buch zieht den Kleinen groß, bringt
den Niedrigen empor, erweitert Jedem die Welt, daß er unbe-
kannte Dinge zu hören und zu sehen bekommt. Ein Buch ist
der Schwachen Schutz, der Gewaltigen Furcht; es tröstet die
Traurigen und leistet den Einsamen Gesellschaft," es erleuchtet
und veredelt, bildet und erfreuet. Aber man muß seine Zeichen
und Sprache verstehen, man muß lesen können.
12. Was heißt lesen?
Erstens.
s. Lesen heißt: Sammeln, mit den Seh- und Sprach-
organen geschriebene oder gedruckte Wörter sammeln. Mit den
Seh - und innern Sprachorganen Wörter sammeln, heißt leise,
still lesen; — denn kaum daß der Blick sich senket dem Worte,
so erwacht es —; mit den Seh - und äußern Sprachorganen
Wörter sammeln oder hörbar machen, heißt laut lesen. Ge-
schriebene oder gedruckte Wörter sammeln und aussprechen,
heißt mechanisch lesen, und wenn dieß geschieht ohne An-
stoß, ohne Stocken, ohne Unterbrechung, nur da inne hal-
tend, wo ein Pausezeichen Wörter und Sätze trennt, so ist
das ein geläufiges oder fertiges Lesen, ein Lesen mit Mecha-
nik cher Fertigkeit.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
24
Kluge prüft. Der Unentschlossene zögert. Der Furchtsame zagt.
Der Muthvolle wagt. Der Schwache weicht. Der Fromme
betet. Der Gottlose flucht. Die Hoffnung belebet. Das Ge-
lingen ermuntert. Das Zeitliche schwindet. Der Klügere gibt
nach. Eintracht trägt ein.
Wirkungen.
Tugend lohnt, Großmuth schont;
Hochmuth wähnt, Trägheit gähnt;
Ehre stützt, Klugheit nützt;
Demuth glaubt, Bosheit raubt;
Arbeit schenkt, Weisheit denkt;
Freundschaft -herzt, Feind schaw'chmerzt;
Frohsinn lacht, Argwohn wacht;
Güte gibt, Mitleid liebt;
Unschuld traut, Vorsicht schaut;
Reichthum scheint, Armuth weint;
Freude küßt, Sehnsucht mißt;
Ruhe träumt, Ordnung räumt;
Leichtsinn springt, Starrsinn zwingt;
Unmuth zehrt, Sorge wehrt;
Kühnheit wagt, Feigheit zagt;
Ruhmsucht kämpft, Friede dämpft;
Treue währt, Liebe nährt;
Hoffnung spricht: Laß mich nicht.
b. Gott ist heilig; er ist gerecht; er ist gnädig. Der
Weg ist schmal; die Pforte ist enge. Der Geist ist willig;
das Fleisch ist schwach. Der Fromme ist gottselig. Der Friede
ist schön. Schönes ist angenehm. Das Glück ist kugelrund.
Allzuviel ist ungesund. — £>ie Nachricht ist betrübend. Das
Evangelium ist erfreuend. Das Bibelwort ist heiligend. Das
Gebet ist tröstend. — Lesen ist sprechen. Lesen ist denken.
Gutes wirken ist leben. Müßig leben ist nicht leben. — Mein
Inneres ist mein. Der Wille ist dein. — Selbst ist der
Mann.
6. Gott ist ein Geist. Gott ist der Schöpfer; er ist d'er
Erhalter; er ist der Versorger; er ist der Vater. Gott ist der
Regierer; er ist der Gesetzgeber; er ist der Vergelter, er der
Richter. Gott ist die Liebe. Jesus ist der Christus; er ist der
Heiland, er der Mittler, er der Versöhner. Ein Wort ist ein
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
26
manchen unerfüllt. Der Mensch darf zweifeln. Die Arbeiter
mögen ruhen. Das Mögliche kann nothwendig sein. Das Ir-
dische muß vergehen. Die Wahrheit muß siegen. Du sollst Gort
fürchten, lieben und vertrauen. Du sollst den Feiertag heiligen.
Du sollst Vater und Mutter ehren. Der Mensch soll göttlich
leben. Der Christ will es.
4. Müssen, Können, Wollen, Dürfen, Mögen,
Sollen.
Sechs Wörtchen nehmen mich in Anspruch jeden Tag:
Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag.
Ich soll ist das Gesetz, von Gott ins Herz geschrieben.
Das Ziel, nach welchem ich bin von mir selbst getrieben.
Ich muß, das ist die Schrank, in welcher mich die Welt,
Von einer, die Natur von andrer Seite hält.
Ich kann, das ist das Maß der mir verlieh'nen Kraft,
Der That, der Fertigkeit, der Kunst und Wissenschaft.
Ich will, die höchste Krön' ist dieses, die mich schmückt,
Der Freiheit Siegel, das mein Geist sich aufgedrückt.
Ich darf, das ist zugleich die Inschrift bei dem Siegel, .
Beim aufgethanen Thor der Freiheit auch ein Riegel.
Ich mag, das endlich ist, was zwischen Allen schwimmt,
Ein Unbestimmtes, das der Augenblick bestimmt.
Nur wenn Du stets mich lehrst, weiß ich, was jeden Tag
Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag.
N ü ck e r t.
5.
s. Die Sterne funkeln. Der Mond leuchtet. Der Tag
bricht an. Die Sonne geht auf. Der Himmel ist blau. Die
Reisenden eilen. Gott schützet; er ist die Liebe, er die Treue.
d. Lebt ein Gott? Ist er gerecht? Hat die Wahrheit
gesiegt? Wird die Tugend belohnt? Darf das Unrecht ju-
beln ? Darf die Unschuld weinen?
c. Der Vergelter wachet! Der Rächer naht! Das La-
ster jammert! Die Tugend triumphiret! Gott ist gerecht!
Er hält sein Wort!
ck. Wäre ich doch gut! Gott sei mir gnädig! Käme
doch der Freund! Verschwände doch die Nacht! Bräche doch
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Gingang
1* Der Mensch.
Der Mensch ist mehr als Sinnenwesen
Sichtbarer Schönheit Lust und Glanz,
Wie herrlich auch, wie auserlesen.
Sie stillen seinen Durst nicht ganz.
Ihm hauchte Gott zu höher» Kräften
Tief seinen Lebensodem ein;
Schuf ihn zu edleren Geschäften;
Schuf ihn, ein Geist, ein Geist zu sein.
Der Mensch ist mehr als Staub der Erde,
Der Leben eines Tags erhält.
Mehr als ein Bau, der mit Beschwerde
Steht, wankt und bald in Trümmern fällt.
Ein Funke glüht in ihm und lodert.
Umschlossen wie mit Kerkersnacht,
Der, wenn der Körper stürzt und modert.
Zur ewig Hellen Flamm' erwacht.
Spieker.
2. Der Geist.
Gott werde hoch von dir erhoben,
Du, seines Odems Hauch, mein Geist!
Sollt' ich nicht meinen Schöpfer loben,
Den jedes seiner Werke preist?
Ihn, der mich schuf sein Bild zu sein
Und seiner Liebe mich zu freu'n?
1 * '
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
28
Verlogne Ehr' kehrt nimmermehr. Der gerade Weg ist der
beste. Die kurzen Stoßgebetlein sind die besten. Getheilte
Freud' ist doppelt Freude, getheilter Schmerz ist halber Schmerz.
Gut Ding will Weile haben. Auch rothe Äpfel sind wurm-
stichig. Ein fauler Apfel steckt hundert andre an. Ein alter
Baum ist schwer zu verpflanzen. Alte Wunden muß man nicht
aufreißen. Lang' geborgt ist nicht geschenkt. Schneller Rath
viel Reue macht. Ungeladener Gast ist eine Last. Kleine Mäuse
haben auch Ohren. Stille Wasser sind tief. Große Schiffe
können in See treiben, kleine müssen am Ufer bleiben.
b. Muß ist ein bitter Kraut. Hunger ist der beste Koch.
Mittelstraß, die beste Straß. Geradezu ist der nächste Weg.
Geduld ist die beste Arzenei. Die Zeit ist der beste Arzt. Die
Bibel ist ein goldnes Buch, ein Edelstein jedweder Spruch.
Erfahrung ist die beste Lehrmeisterin. Sparen ist der beste Zoll
herein. — Groll ist ein heimlicher Haß. Gelübde ist ein
feierliches Versprechen. — Ein unnütz Leben ist ein früher Tod.
Die beste Erholung ist ein gutes Werk. Ein gut Gewissen ist
ein sanftes Ruhekissen. Ein gut Gewissen ist ein stetes Wohl-
leben. Ein unerfahrener Mann ist ein ungesalzen Kraut. Tapfer
angegriffen ist halb gefochten. Recht thun läßt sanft ruhn.
9.
Ein blühender Baum erfreuet. Der weinende Knabe bittet.
Die liebende Mutter sorget. Der sorgende Vater arbeitet. Die
singende Gemeine ist andächtig. — Mein Wille sei rein.
Deine Absicht sei edel. Sein Wunsch war bescheiden. Ihre
Bitte war innig. Unser Wille soll eins sein mit dem göttlichen.
Eure Worte und ihre Thaten sind gegen den göttlichen Willen.
Dieser Wille muß beachtet, und jenes Vorhaben unterdrückt
werden. Eine feste Burg ist unser Gott. Luther. —
Euer ganzes Leben sei Gottesdienst. Novalis. — Dieses Leben
umschließt nicht unser ganzes Sein. Der heutige Tag ist mir
Nicht verloren gegangen. — Aller Anfang ist schwer. Alle
Glieder des Menschen sind Zeugen. Keine Rose ohne Dornen.
Keine Regel ohne Ausnahme. Keine Antwort ist auch eine
Antwort. Viele Hunde sind des Hasen Tod. Zuviel Demuth
ist schalkhafter Hochmuth. — Und es sind mancherlei Kräfte,
aber es ist ein Gott, der da wirket alles in allem.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
29
Drei Paar und Einer.
Du haft zwei Ohren und einen Mund;
Willst du's beklagen?
Gar Vieles sollst du hören, und —
Wenig darauf sagen.
Du hast zwei Augen und einen Mund,
Mach dir's zu eigen;
Gar Manches sollst du sehen, und —
Manches verschweigen.
Du hast zwei Hände und einen Mund;
Lern es ermessen!
Zwei sind da zur Arbeit, und —
Einer zum Essen.
Rücke rt.
10.
». Das Leben des Christen ist Gottesdienst. Die Worte
der Bibel sind göttlich. Die Lüfte des Fleisches sollen bekämpft
werden. Die Wiedergeburt der Menschen ist nothwendig. Die
Freuden der Sinnlichkeit sind kurz. Die Stunde der Versuchung
soll bewähren. Das Gebet des Frommen wird erhört. Die
Gesinnungen des Herzens adeln. Die Lehre Jesu ist von Gott.
Das Leben des Erlösers ist göttlich. Der Tod des Heilandes
ist erlösend. — Des Vaters Strafe ist die rechte Liebe. Des
Herrn Auge macht die Pferde fett. Des Glückes Gewalt hat
Mondsgeftalt. Unrecht Gut wuchert nicht, Gottes Wort trüget
nicht.
Der Schlaf ist ein Bruder des Todes. Absicht ist die
Seele der That. Der Wille ist des Werkes Seele. Der Him-
mel ist die Heimath der Seligen. Kühnheit ist Verachtung der
Gefahr. Begnadigung ist Erlassung der Strafe. Demuth ist
die Anerkennung eigener Unvollkommenheit. Geduld ist die
willige Ertragung der Unannehmlichkeiten. Ungerechtigkeit ist
die Verletzung der Rechte Anderer. Sparsamkeit ist die Ver-
meidung unnöthiger Ausgaben. Fröhlichkeit ist der Ausdruck der
Freude. — Müssiggang ist aller Laster Anfang. Ein Jeder
ist seines Glückes Schmied. Ein Mensch ist des «andern Engel. •
Ein Mensch ist des andem Teufel. Das Gewissen ist des
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
7
Er Hlr-t, und Wunder, er vernimmt,
Was tief in meinem Innern glimmt!
Er spricht in meine Seele.
Wir wechseln Trost und Unterricht;
Das Herz wird froh, der Geist wird licht,
Und steigt durch dieser Töne Kraft
Bis zu den Höh'n der Wissenschaft.
Ein weises Wort fließt fort und fort;
Wirkt hier und dort
Uneingeschränkt von Zeit und Ort.
W. Harnisch.
5. Sprache und Schrift.
Des Gedankens Zwilling, das Wort, scheint Hall nur.
Der in die Luft hinfließt: heiliges Band
Des Sterblichen ist es, erhebt
Die Vernunft ihm, und das Herz ihm!
Und er weiß es, denn er erfand, durch Zeichen
Fest, wie ein Fels, hinzuzaubern den Hall!
Da ruht er; doch kaum, daß der Blick
Sich ihm senket, so erwacht er.
Klopsteck.
6. P i e S ch r i f t.
Es war ein Morgenländer, von dem der Indier im An-
fange seines Buches sagt: „Gesegnet sei, wer die Schrift er-
fand", ein Phönizier, der mit bewundernswürdigem Scharfsinne
den Schall des Mundes in seine einfachsten Bestandtheile zer-
gliederte, so das Herz und die Zunge fesselte und uns dadurch
die Schrift, die Buchstabenschrift, gab. Die Schrift ist durch
ihr dauerndes Firiren der vergänglichen Laute und durch ihr Fest-
halten des flüchtigen Wortes ein bleibendes Erinnerungszeichen
der Gedanken und Gefühle, des sinnlichen und geistigen Lebens
der Menschen. „Die Schrift macht den unsichtbaren Gedanken
sichtbar, daß er wie ein Blitz leuchtet, und befestigt das flüch-
tige Wort zum Stehen, wie ein Denkstein." Die Schrift führt
zu uns die Geister aus verschiedenen Ländern und Zeiten, auö
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
8
den heiligen tausendjährigen Gräbern von jedem Fleck der Erde.
„Wer schreibt, der bleibt!"
„Der Schrift hauch' ich meine Seel' ein und der Anblick
meiner Handschrift ist wie die dargereichte Hand, mein Brief
nue die eintretende Gestalt mit Red' und Ton."
Harms.
Auch getrennte Freunde mit süßen Banden zu knüpfen,
Fand die gute Natur uns eine Sprache, die Schrift.
Sie führt Seelen zusammen, die fern an einander gedenken,
Führt den Seufzer herber, der in den Lüften verhallt.
Herder.
Der Geschichtsschreiber Diodor von Sicilien sagt daher
auch, es sei gar Niemand im Stande, der Schreibekunst alle
die Lobsprüche zu ertheilen, die sie ihres hohen Werthes wegen
verdiene: denn die Buchstaben gewährten nicht allein das schönste
Denkmal für die Verstorbenen bei den Lebendigen, sondern es
werde dadurch auch eine gegenseitige lebhafte Unterhaltung unter
Personen möglich, die in der weitesten Entfernung von einander
lebten, und wichtige Völker-Verträge eben so wol, wie sinn-
reiche Aussprüche wohlerfahrner Männer würden dadurch der
Nachwelt bewahrt, ja es sei eigentlich der beste Theil des gei-
stigen Lebens in der Wissenschaft der Buchstaben enthalten.
So wie aber der erste Ursprung der Schreibkunst im Dun-
kel der Sage liegt, so auch die früheste Ausbreitung derselben.
Aus den überlieferten Nachrichten geht nur hervor, daß von den
Phöniziern die Buchstabenschrift ausgegangen sei, und zwar zu-
erst zu den Egyptern. Diese bedienten sich vorher schon der
Bilderschrift, d. i. sie zeichneten Figuren, Bilder, zum Aus-
druck und zur Fixirung ihrer Vorstellungen und Gedanken, z. B.
ein Auge für die Vorsehung. Diese Schrift verstanden aber
nur ihre Priester, daher der Name Hieroglyphen. — Von den
Egyptern ging das Geheimniß der Buchstabenschrift zu den Grie-
chen, welche letztere es den Römern mittheilten und die Kenntniß
davon durch ihre Eolonien auch nach Gallien verpflanzten. Wir
Deutschen haben diese Kunst wol von den Römern, indem un-
sere deutschen Wörter: schreiben und lesen offenbar römi-
schen Ursprungs sind, d. i. von lateinischen Wörtern für die
Thätigkeiten „schreiben" und „lesen" abstammen.
s
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
31
erscheint es mir schöner m der stillen Fluch des Hellen See's.
Siehe, wie fließt er so ruhig dahin, und weiß nicht, daß des
Himmels Glanz und Herrlichkeit m ihm sich spiegelt. Dabei
gedachte rch unsers geliebten Sohnes mit mütterlichem Herzen.
O es ist doch nichts schöner, als wenn des Himmels Glanz
die reine Einfalt und Unschuld umleuchtet, während sie ihres
Weges wandelt still und in Demuth. Ist nicht Johannes unser
zärtliches Kind, wie zuvor, und zugleich der Vertraute des gött-
lichen Mannes von Nazareth? —
Krummacher.
Iii.
12.
Das Werk lobt den Meister. Geld regiert die Welt.
Die Rede verräth das Herz. Ein erleuchteter Verstand veredelt
auch die Gesinnungen. Schiller. — Vorsorge verhütet Nach-
sorge. Borgen macht Sorgen. Noth bricht Eisen. Noth hat
kein Gebot. Geduld überwindet Alles. Gelegenheit macht
Diebe. Schweigen bringt Freundschaft. Kleider machen Leute.
Geld macht den Mann. Kunst macht Gunst. Fertige Hand
lobt alle Land. Eine Hand wäscht die andere. Kauf bricht
Miethe. Versprechen macht Schuld. Die Zeit verzehrt Alles.
Die Zeit hat Flügel. Das Glück hat Flügel. Aues hat seine
Zeit. Gut Ding will Weile haben. Zeit bringt Bescheid.
Zeit heilt alle Wunden. Geiz hat keinen Boden. Eine fette
Küche macht einen mageren Beutel. Wohlgeschmack bringt
Betrelsack. Das Alter muß man ehren. Der Busch hat Oh-
ren, die Felder haben Augen. Den Dieb erschreckt eine Maus.
Bücher geben keine Handgriffe. Die Eule hackt keinen Falken.
Die Wahrheit bekommt keine Herberge. Eine Schwalbe bringt
noch keinen Sommer. Ein schlafender Fuchs fängt kein Huhn.
Ein Land trägt nicht Alles. Man muß nicht alle Berge ebnen
wollen. Nachgeben stillt viel Krieg. Die Natur läßt Nichts
unbezeichnet. Das Angesicht verräth den Mann. Der Schul-
dige senkt den Blick. Gewohnheit lindert alle Ding. Eintracht
gibt große Macht. Viel Körner machen einen großen Haufen.
Viele Pfennige machen auch einen Thaler. Viele Hände machen
Ende. Viele Hände machen leichte Arbeit. Viel Naschen macht
leere Taschen. Viele Schrittlein machen eine Meile. Ein
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
10
Manch wunderliches Werkzeug, geheimnisvoll verwahrr,
Manch fabelhaft Geräthe von nie gefeh'ner Art,
Viel seltsam winz'ge Stäblein, die stellt er hin und her —
Was wär des Mannes Treiben, wenn's Zauberei nicht wär' ?
Der Zauber ist gelungen, die Welt hat ihn verspürt.
Und Wunder über Wunder sind längst durch ihn vollführt:
Im klaren Sonnenlichte, in Nacht und Nebeldunst;
Wol war's zugleich die weiße und auch die schwarze Kunst.
Der Zauber ist gelungen und groß war seine Kraft,
Hat er gleich nicht im Sturme Berghöh'n dahingerafft,
Auch nicht im tiefen Grunde durchwühlt des Meeres Schooß;
Doch in der Welt der Geister ward seine Macht so groß.
Denn solches ist geschehen durch dieses Zaubers Macht:
Er hat zu wildem Zorne die Völker angefacht;
Zu Glauben und Vertrauen sie fromm zurückgeführt,
Hat viel zu Mord entflammet, zu Thränen viel gerührt.
Er ward in Eifrers Händen ein sengend wilder Brand,
Ein milder Himmelssegen in eines Priesters Hand;
Ein schwarzer Fluch der Hölle um schnöden Goldgewinnst,
Ein klarer Quell des Friedens in eines Weisen Dienst.
Er half den Bann zerbrechen, der auf der Menschheit lag,
Er half das Volk entketten von langer Geistesschmach —
Zu Wittenberg im Kloster da war ein Mönch der Mann,
Der diesen mächt'gen Zauber in seinen Dienst gewann.
Zn Sachsen auf der Wartburg nahm er des Werkes wahr,
Da ward des Zaubers Hülfe recht klar und offenbar:
Gleich Donnerftrömen brach es bald bei den Völkern durch;
Sie sangen glaubensfreudig: Gott ist ein' feste Burg!
Was könnt' ich nicht singen und sagen von Andern weit und breit,
Des Zaubers kräft'gen Meistern bis auf die neuste Zeit! —
Und fragst du nach dem Manne, der's Zauberwerk erjann:
Zu Mainz ragt hoch sein Standbild — Hans Guten b erg
hieß der Mann!
F. C. Honcamp.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: der's_Zauberwerk Hans_Guten F. C._Honcamp